Radikalität, Fasten, Mahlzeiten-Skipping: Was passiert in unserem Körper, wenn er hungern muss?

Was passiert, wenn der Körper hungert? Hunger ist für unseren Körper eine Ausnahmesituation. Denn in unserer Konsumgesellschaft ist es möglich und üblich, jedes Hungergefühl direkt durch einen kleinen Snack zu beseitigen. Die Folgen solcher Essgewohnheiten reichen von Übergewicht und Diabetes bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch das Fasten und Mahlzeiten-Skipping versuchen viele Menschen, ein paar Pfunde loszuwerden und sich vor solchen Industriekrankheiten zu schützen. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Fastens auf den Körper und sein Wohlbefinden.

Fasten ist Teil der menschlichen Entwicklungsgeschichte

Der Neandertaler hatte noch keine Supermärkte, in denen er Lebensmittel einkaufen konnte. Deswegen war das Nahrungsmittelangebot äußerst schwankend. An guten Tagen wurde bei der Jagd und beim Sammeln viel Nahrung herbeigeschafft, an schlechten Tagen allerdings gab es auch mal gar nichts. Der menschliche Körper ist das Fasten von seiner Entwicklungsgeschichte her also gewohnt. Einige Körperfunktionen wie die Zellerneuerung bei der Autophagie sind sogar auf Fastenzeiten angewiesen. Grundsätzlich stellt die Nahrungsmittelverknappung – richtig durchgeführt – somit eine Belastung, aber keine Gefahr für den Körper dar.

Die Menschen in den Industrienationen haben sich von diesem natürlichen Fasten weit entfernt. Für uns ist es selbstverständlich, immer genügend Nahrungsmittel zur Verfügung zu haben und jederzeit essen zu können. Das führt allerdings dazu, dass viele Menschen jedes aufkeimende Hungergefühl direkt unterdrücken, indem sie etwas essen. Die Folge sind Übergewicht und zahlreiche Industriekrankheiten. Durch eine Rückbesinnung auf das Fasten und seine positiven Eigenschaften ist es möglich, solchen Risikofaktoren und Krankheiten vorzubeugen.

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Der Unterschied zwischen Fasten und Hungern

Zwischen Fasten und Hungern besteht ein gravierender Unterschied. Beim Hungern werden dem Körper keinerlei Kalorien zugeführt. Das stellt eine erhebliche Stresssituation für den Körper dar und ist nicht zu empfehlen. Durch die fehlende Nahrungszufuhr kommt es leicht zu Konzentrationsschwächen, Gleichgewichtsproblemen und Kopfschmerzen. Nur Flüssigkeit in Form von Wasser und Tee reicht nicht aus. Beim Fasten wird hingegen bewusst eine bestimmte Zeit lang die Zahl der Kalorien drastisch reduziert. Dennoch bekommt der Körper das, was er für die Alltagsaufgaben benötigt, zugeführt. Für alle darüber hinausgehenden Tätigkeiten muss er allerdings auf die körpereigenen Reserven zurückgreifen und zum Beispiel Fett abbauen. Hinzu kommt, dass Fasten freiwillig erfolgt, wohingegen Hungern immer erzwungen werden muss. Entsprechend reagiert der Körper auf das Fasten deutlich positiver als auf das stressige Hungern.

Intervallfasten ist auf dem Vormarsch

Das Intervallfasten gewinnt immer mehr Fans. Hierbei wird zumeist die 16:8 Regel eingehalten. Die Anwenderinnen und Anwender essen früh zu Abend und frühstücken spät. Hierdurch reduziert sich das Zeitfenster, in dem sie Nahrung aufnehmen, auf acht Stunden. Demgegenüber stehen 16 Stunden, in denen gar nichts gegessen wird. Der Tagesrhythmus besteht also aus 8 Stunden essen, 8 Stunden Fasten und 8 Stunden schlafen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass beim Fasten auf nichts verzichtet werden muss. Es gibt keine verbotenen Lebensmittel, sondern alles darf in Maßen genossen werden. Hinzu kommt, dass sich diese Art des Fastens gut in den Lebensalltag integrieren lässt. Wer zum Beispiel sowieso nicht gern frühstückt, kann diese Mahlzeit überspringen. Wer hingegen abends terminbedingt keine Zeit zum Kochen hat, kann die letzte Mahlzeit des Tages sehr früh einnehmen. Somit bleibt morgens genug Spielraum zum Frühstücken. Durch diese Art des Fastens verändert der Körper sein Verhalten deutlich. Beispielsweise reagiert er wieder besser auf Insulin und senkt den Blutdruck. Beides ist bei der Vorbeugung von Krankheiten wie Diabetes oder Krebs hilfreich.

Die Bedeutung der Autophagie beim Fasten

Das Wort Autophagie beziehungsweise Autophagozytose stammt aus dem Griechischen und vereint die Worte „autós“ (selbst), „phagein“ (fressen) und „cýtos“ (Zelle) in sich. Es beschreibt die Fähigkeit des Organismus, körpereigene Zellen zu reinigen und zu regenerieren. Durch die Autophagie haben Rest- und Giftstoffe keine Möglichkeit, sich in den Zellen abzulagern. Stattdessen werden die abgebauten Zellkomponenten genutzt, um neue Zellen aufzubauen oder Energie für die körpereigenen Prozesse zu gewinnen. Somit reinigt sich der Körper eigenständig, sobald die Autophagie einsetzt. Das hat den positiven Effekt, dass Krankheitserreger und Schadstoffe keine Gelegenheit haben, eine negative Wirkung auszulösen, wodurch die Entstehung von Krankheiten weniger Wahrscheinlich wird. Durch die längeren Abstände zwischen den Mahlzeiten beim Intervallfasten setzt die Autophagie ein und leistet ihre Arbeit.

Das passiert im menschlichen Körper nach einem Tag fasten

Bereits nach einem Tag Fasten sind klare Veränderungen am Körper erkennbar. Denn durch die Umstellung der Nahrungszufuhr schaltet der Stoffwechsel einen Gang runter. Das bedeutet, dass die Reserven an Kohlenhydraten in Zucker umgewandelt und aufgebraucht werden. Das Gehirn gewinnt hierdurch Energie für seine Arbeit und auch andere Aufgaben des Körpers können hierdurch wahrgenommen werden. Bereits nach so kurzer Zeit setzt die Autophagie ein und die Zellen befreien sich von Altlasten und nicht benötigten Zellbestandteilen. Sobald das geschehen ist, beginnt der Aufbau neuer Zellkomponenten. Wer also das Fasten einmal ausprobiert, erkennt bereits nach 14-18 Stunden Unterschiede im Vergleich zu vorher und stellt schnell fest, ob das Fasten für ihn oder sie der richtige Weg ist.

Das passiert im menschlichen Körper nach zwei Wochen fasten

Innerhalb von zwei Wochen gewöhnt der Körper seinen Stoffwechsel weitestgehend an das neue Nahrungsangebot. Das bedeutet, dass der für viele Prozesse notwendige Zucker nicht mehr allein aus dem Essen, sondern verstärkt auch aus Eiweiß- und Fettzellen gewonnen wird. Gerade die Fettzellen dienen als Energiespeicher, auf die der Körper bei Bedarf zurückgreift. Das sicherte in früheren Zeiten, als Nahrung noch Mangelware war, das Überleben der Menschen. Heutzutage gibt es nahezu immer und überall essen, sodass das Einlagern von Energie im Grunde nicht mehr notwendig wäre. Dennoch speichert der Körper jede überschüssige Energie für schlechte Zeiten und gibt angelegte Fettpolster nur sehr ungern wieder her.

Bei einem zweiwöchigen Fasten werden bereits die ersten Fettzellen – vorrangig Bauchfettzellen – angegriffen, um daraus Glycerin und Fettsäuren zu gewinnen. Das Glycerin wird direkt in Zucker umgewandelt, die Fettsäuren dienen als eine Art Zuckerersatz. Das hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Denn gerade die Fettpolster am Bauch fördern durch die Freisetzung von Botenstoffen verschiedene Volkskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hinzu kommt eine spürbare Gewichtsreduzierung, die zu mehr Beweglichkeit und Wohlbefinden führt.

Das passiert im menschlichen Körper nach 40 Tagen fasten

Das 40 Tage Fasten hat seine Ursprünge in der Religion. So wie einst Jesus in der Wüste 40 Tage gefastet und einen Kampf gegen das Böse (verkörpert durch Satan) gewonnen hat, so fasten bis heute Menschen 40 Tage lang, um ihren Körper zu reinigen und eine Art Neustart zu wagen. Diese Zeit ist zudem gut geeignet, da sie für einen gesunden Erwachsenen allein aufgrund der vorhandenen Reserven durchgestanden werden kann, ohne dass große Gefahren für die Gesundheit bestehen. Dennoch ist es ratsam, bei einer so langen Fastenzeit mit einem Arzt zu sprechen und einen gemeinsamen Fastenplan zu entwerfen. Außerdem klärt der Arzt regelmäßig, ob sich die Natrium- und Kaliumwerte durch das Fasten verändern, und kann einer Unterversorgung mit diesen Mineralstoffen vorbeugen.

In den 40 Fastentagen leistet die Autophagie ganze Arbeit. Die Zellen haben genügend Zeit, um Reststoffe abzubauen und sich umfassend zu regenerieren. Hierbei ist zu beachten, dass die Fettzellen im Körper nicht nur Energie speichern, sondern auch zur Einlagerung von Schadstoffen wie chlororganischen Verbindungen dienen. Werden diese durch den Abbau von Fettzellen freigesetzt, müssen sie vom Körper ausgeschieden werden. Deswegen ist es wichtig, konstant abzunehmen und nicht zu viele Fettdepots auf einmal abzubauen, um die Konzentration solcher Stoffe im Blut möglichst niedrig zu halten.

Fazit: Durch gezieltes Fasten die Gesundheit verbessern und die Lebensqualität steigern

Das Fasten bringt viele Vorteile mit sich. Wichtig ist, dass es richtig durchgeführt wird. Nur so lässt sich eine Unterversorgung des Körpers vermeiden. Sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig verbessert das Fasten die Gesundheit und das Wohlbefinden. Lästige Pfunde verschwinden, die Beweglichkeit nimmt zu und die neue Ernährung ist bald nicht mehr gewöhnungsbedürftig, sondern gehört zum normalen Lebensrhythmus dazu. Es empfiehlt sich, das Fasten zunächst auszuprobieren, um seine Wirkung auf den eigenen Körper kennenzulernen. Zudem ist es ratsam, vor dem ersten Fasten mit dem behandelnden Arzt zu sprechen, um gemeinsam die beste Fastenmethode zu ermitteln.

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